Persönliches Interview Peter Neumann
Wann haben Sie zum ersten Mal die Entscheidung getroffen, plastischer Chirurg zu werden?
Im Rahmen der Ausbildung zum Mediziner muss man schon sehr früh im Studium Berufspraktika machen, unter anderem in der Chirurgie. Durch Zufall wurde ich in der Unfallklinik Murnau während der Morgenbesprechung dem plastischen Chirurgen zugeteilt. Was ich dort gesehen habe, hat mir so gut gefallen, dass mir klar war: Das will ich machen.
Welche war die größte Schwierigkeit, die dieser Beruf mit sich brachte?
Sicherlich meine Zeit in der Schwerstbrandverletzten-Intensiv. Einerseits kämpfte ich um das Überleben der Menschen dort und andererseits war ich mir im stillen Kämmerlein nicht sicher, ob ich diesen Menschen damit etwas Gutes tue.
Sehen Sie auch im Privatleben Menschen an und wüssten, was Sie an Ihnen „optimieren“ würden?
Leider ja (lacht). Es ist tatsächlich so. Es gibt immer wieder Momente, wo man denkt „bei der Nase könnte man noch das und das verbessern“. Aber das bringt der Beruf so mit sich. Ich kann mich an eine Vorlesung von einem internistischen Professor erinnern, der erzählte wie er in der Oper saß und die Aorta der Dame vor sich hüpfen sah. Von daher bin ich da bestimmt nicht allein.
Welche sind die Eigenschaften, die ein plastischer Chirurg Ihrer Meinung nach mit sich bringen muss?
Zum einen muss man ein guter Psychologe sein. Ansonsten heißt es ja immer, wir sind Künstler. Das sehe ich anders. Ich denke wir müssen am Ende gute Handwerker sein – mit dem richtigen Blick für Form und Ästhetik.
Wo sehen Sie die Probleme in der Branche der plastischen Chirurgie?
Dass immer mehr Patienten zu einem absoluten Spezialisten gehen möchten. Wenn es um eine Nasenkorrektur geht, möchte der Patient am liebsten zu jemandem gehen, der nichts anderes macht. Wir haben in unserer Ausbildung jedoch ein großes Spektrum gelernt und ich finde es schade, wenn man sich dann spezialisieren muss.
Welche war die verrückteste Situation, die Sie jemals mit einem Patienten erlebt haben?
Ich hatte einer Patientin nach 10 Tagen den Nasengips entfernt und sie ging überglücklich nach Hause. Kurze Zeit später rief sie mich an und erzählte mir völlig entsetzt, dass sie von einer Dachlawine getroffen wurde und berichtete mir von ihrer Angst, dass die ganze Operation nun umsonst war. Der Vorfall hatte allerdings keinen Einfluss auf das Ergebnis der Operation.
Wenn Sie in Rente gehen und auf Ihre Karriere zurückblicken, was würden Sie gerne über Ihre Karriere sagen können?
Das wichtigste wäre mir sagen zu können: „Ich habe in all den Jahren keinem Menschen Schaden zugefügt“